Geradewegs aus meinem Herzen

Für A.

Versprich mir, dass du mich nie vergessen wirst,

denn wenn ich das glaubte, dann würde ich niemals gehen.

 

Was, wenn das Leben nur ein Traum ist

und du beim Erwachen gar  nicht mehr Teil dieses Lebens bist?

Was, wenn es mehr Dornen als Blüten gibt, die uns erstechen

und wenn es nicht reicht, uns mit unserer Liebe zu rächen?

Was, wenn es nicht darauf ankommt, Gesagtes zu verstehen,

sondern auf das Schweigen eines Menschen einzugehen?

Was, wenn wir mit Halbwahrheiten wirklich glücklich werden

und die Wahrheit ständig Beweise bräuchte auf Erden?

Was, wenn Schönheit nicht mehr strahlen kann,

dann finge doch der Zerfall jeder einzelnen Seele an?

Was, wenn Gestern nicht mehr die Erinnerung von Heute ist,

und du deshalb auch kein Hüter der Träumen von Morgen bist?

Was, wenn die Flügel der Poesie keine Federn mehr besitzen,

und Phantasien nicht mehr unsere Vorstellungskräfte erhitzen?

Was, wenn wir nicht mehr nur mit Worten auskämen,

können unsere Seelen Schweigen als Brücken annehmen?

Was, wenn die Ewigkeit die Liebe nicht mehr als gleichwertig erkennt,

wer bewahrt dann dieses Gefühl, dass sich da Liebe nennt?

Was, wenn uns nicht einmal der Tod die Masken nimmt,

und die Lüge uns selbst im Jenseits bestimmt?

Was, wenn das Licht meiner Seele Andere nicht mehr erreicht,

und das Glück endgültig der Traurigkeit weicht?

Was, wenn man die Liebe schon während Lebzeiten einfach vergisst

und sie dann letztendlich doch schwächer als der Tod ist?

Was, wenn der Körper wichtiger wird als die Seele

und ich von ihr dann nicht mehr erzähle?

Was, wenn wir Arbeit ohne Liebe tun,

können wir mit dieser Sinnlosigkeit wirklich ruh`n?

Was, wenn Erinnerungen keine Begegnungen mehr wären,

wem könnte ich dann noch den Eintritt in mich gewähren?

Was, wenn wir das Ungehörte wirklich vergessen,

wie sollten wir dann die Seele bemessen?

Was, wenn der Freund nicht mehr ist die Antwort auf die Not,

sind wir dann allesamt nicht schon lange tot?

Was, wenn wir keine Kinder und Kindeskinder mehr haben

und die Sehnsucht nach Erfüllung einfach begraben?

Was, wenn wir einander kein Gehör mehr geben

und deshalb auch keine Stimmen haben zum Erheben?

Was, wenn wir nicht begreifen, wer wir selber sind,

und es immer wieder wegschicken, dieses Kind?

Was, wenn wir das Wissen um das Jenseits einfach vergessen,

und dem Diesseits alle Bedeutung zumessen?

Was, wenn wir in dem Anderen unser Selbst nicht mehr erkennen

und statt ihn zu umarmen, immer wieder wegrennen?

Was, wenn wir kein Leid mehr zulassen

und deshalb auch keine Freude mehr erfassen?

Was, wenn das Leben keine Freiheit mehr in sich birgt

und der Körper ein seelenloses Dasein erwirkt?

Was, wenn Liebe nicht nach Offenbarung sucht,

sind wir dann nicht auf alle Ewigkeit verflucht?

Was, wenn wir nur empfangen, aber nicht mehr geben,

würden wir ihn vermissen, den Sinn vom Leben?

Was, wenn wir den Weg durch die Nacht nicht mehr fänden,

wo und wie, und würde dann alles enden?

 

Gee Vero      geradewegs aus meinem Herzen     27.1.2013

 

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